Familienverband der Familie v. Treskow
 


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Personen > Marie Elisabeth Mangelsdorf (1726 -1811)

* Zabakuk bei Milow … 1726, +Halberstadt 19. April 1811; ev.; ledig; V Ludwig Mangelsdorf (um 1700 - 1731), Leineweber in Zabakuk; M Katharina, geb. Kaesten (um 1705 - 1766); G Hans Christoph Mangelsdorf, Nikolaus Mangelsdorf, Johann Christoph Mangelsdorf; S Sigmund Otto Joseph v. Treskow (1756-1825), Johann Ernst Arnd Eusebius (*1760, +1766); T Luise Helene Christine (* und + 1752).


Marie Elisabeth Mangelsdorf entstammte einer Leineweberfamilie in Zabakuk, einem heute nach Jerichow eingemeindeten Dorf, das bis 1757 zum Rittergut der Familie v. Randow gehörte. Im Alter von vier Jahren verlor sie ihren Vater, die Mutter heiratete 1731 ein zweites Mal, und so wuchs das Mädchen mit ihren Brüdern beim Stiefvater, dem Leineweber Clemens Bleckstein auf. Nach den Gerichtsprotokollen von Zabakuk (Band 1713-1742) verpflichtete sich Clemens Bleckstein 1736 dazu, seiner Stieftochter eine Aussteuer in Höhe von 8 Reichstalern zu entrichten, zudem „ein Ober- und Unterbette, einen Pfühl und drey Küssen mit doppelten Überzügen, auch 3 Bettlacken, 3 Tischtücher und drey Handtücher.“

Obwohl Belege weitgehend fehlen, nahm Marie Elisabeth in frühen Jahren eine Stellung in der benachbarten Gutsherrschaft Milow an, wo sie auf den zehn Jahre älteren Halberstädter Geheimrat Albert Sigismund Friedrich v. Tres(c)kow (1717-1767) traf, einen der drei Söhne des dortigen Gutsherrn. Albert Sigismund war noch ganz in höfischen Traditionen erzogen worden, war ein Absolvent des Paedagogium Regium in Glauchau, hatte in Berlin „die ritterlichen Exercitia als Reiten, Fechten Tanzen getrieben“, schließlich in Halle und Frankfurt/Oder Jurisprudenz studiert und war 1740 nach einer Grand Tour durch Europa zum Hof- und Appellationsrat berufen worden. Im Juni 1742 erhielt eine Präbende mit Wohnrecht im Oberkollegialstift Beata Maria Virginis. Marie Elisabeth folgte dem Junggesellen nach Halberstadt und führte ihm den Haushalt, was nicht ohne Folgen blieb.

Am 24.8.1752 wird in der Liebfrauenkirche zu Halberstadt Maria Elisabeths Tochter Luise Helene Christine getauft; es gibt den Vermerk „unehelich“ und drei Paten. Am 16.3.1756 wird ihr Sohn Sigismund Otto Joseph in Milow geboren und am 19. in der dortigen Kirche getauft. Auch sein Taufschein sagt vorerst noch nichts vom Vater des Kindes, doch fehlt hier schon das Wort „unehelich“ beim Kind bzw. „unverehelicht“ bei der Mutter. Stattdessen wurde im Kirchenbuch mit ganz anderer Tinte, aber von derselben Hand später hinter den Namen Mangelsdorff „aus Zabakuk“ und hinter Otto Sigismund Joseph mit großer Klammer „von Treskow“ eingeführt. Dann folgt am Rand rechts der Passus: „welches mit ihr bezeuget der Herr Geheime Rat Albert Sigmund Friedrich von Treskow und zwar ‚ex matrimonio ad morganaticum‘ wie er es nennt.“ 1760 wird ein weiterer Sohn auf den Namen Johann Ernst Arnd Eusebius getauft, wiederum in der Liebfrauenkirche zu Halberstadt. Der Totenschein dieses zweiten Sohnes nennt diesen als der „Mangelsdorffen Sohn von Treskau“. Als Paten der Kinder treten angesehene Bürger der Stadt auf, wenn auch nicht der Vater oder Mitglieder seiner Familie. Über diese Kirchenbucheinträge ist viel gestritten worden, sie begründen jedenfalls keine eigene Rechtsqualität. Die drei Kinder des Geheimrats waren unehelich und gehörten nach den Bestimmungen des Allgemeinen Landrechts dem „Bauern- oder niederem Bürgerstande“ an. Selbst wenn das ungleiche Paar über eine Eheschließung nachgedacht hätte – nach den Gesetzen der Zeit war sie so gut wie unmöglich. Änderungen der strikten Klassentrennung brachte erst die Napoleonische Ära.

Als Albert Sigismund Friedrich v. Tres(c)kow 1767 überraschend starb, hinterließ er Marie Elisabeth Mangelsdorf und ihren zehnjährigen Sohn unversorgt. Nach überlieferten Quellen kümmerten sich die bürgerlichen Freunde des Vaters um Mutter und Sohn. Mehrere Jahrzehnte lang musste Marie Elisabeth Mangelsdorf sich durch eigene Arbeit selbst unterhalten, während der Sohn in Bernburg und Leipzig seine Ausbildung zum Kaufmann durchlief. Erst ab den 1780er Jahren konnte sie auf seine Unterstützung zählen. In erhaltenen Familienbriefen erscheint sie als akzeptierte und geliebte Großmutter, die das Leben einer bescheidenen Witwe führte und regelmäßig von Sohn und Enkeln besucht wurde. Im Jahr seiner Nobilitierung 1797 beauftragt Sigmund Otto Joseph v. Treskow den für den Halberstädter Aufklärer Gleim tätigen Graff-Schüler Friedrich Schöner mit einem Portrait seiner 70-jährigen Mutter, das sie mit teurer Haube und Perlenkette zeigt. Die Hände, an denen der Ehering fehlte, sind darauf in versöhnliche Handschuhe gesteckt. Dieses Porträt hing bis 1945 in Schloss Owinsk und ist heute verloren. Marie Elisabeth Mangelsdorff überlebte den Vater ihrer Kinder um 44 Jahre. Sie bewohnte bis zu ihrem Tod das Haus Nr. 1575 in der Vogtey in Halberstadt und starb als „unverehelichte Frauensperson“. Ihre Grabstätte auf dem Alten Johannisfriedhof, „nahe bey“ der Kirche, ist heute zerstört.

Literatur:
Harald Graf v. Lüttichau: ‚Beiträge zur Familiengeschichte des Geschlechts von Treskow‘ (1. Lieferung 1978, 2. Lieferung 1985) (als Manuskript gedruckt).