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Personen > Otto Sigismund v. Treskow
(1793-1855), Gutsherr
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31. 10. 1793 Berlin, + 10. 1. 1855 Owinsk; ev.; verh. mit Jozefa
(Josephine) geb. Koperska; Gutsherr und Landschaftsrat des Kreises
Posen; Herr auf Owinsk, Trzuskotowo, Biedrusko, Chludowo, Chojnica,
Knicin, Tworkowo, Zielatkowo, Zlotnik, Wronczyn, Konin, Nieder-Baumgarten
und Hohen-Petersdorff; G Karl (1787-1846), George (1789-1812), Anna
Sara Reichsgräfin v. Lüttichau (1790-1873), Heinrich (1795-1861),
Wilhelm (1797-1874), Louis (1799-1865); S Otto Sigismund (1836-1910);
Gustav Adolph (1839-1909), Wilhelm (1840-1897), Albrecht (1845-1901);
T Anna Reichsgräfin v. Nayhauß-Cormons (1837-1884), Berta
Reichsgräfin von und zu Arco (1838-1899).
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Otto
Sigismund v. Treskow übernahm 1826 von seinem Bruder Wilhelm
die Herrschaft Owinsk und vereinige sie mit seiner Erbschaft Biedrusko
und Chludowo, so dass eine zusammenhängende Gutsherrschaft von
ca. 7000 Hektar entstand. In Erinnerung blieb er jedoch nicht wegen
seiner Tätigkeit als Gutsherr und Landschaftsrat des Posener
Kreises, sondern als Bauherr. Er zeichnete für die Innenausstattung
des 1804-1806 von Karl Friedrich Schinkel und Louis Catel erbauten
Schlosses, dessen Innenräume vor dem politischen Zusammenbruch
des Jahres 1806 nicht mehr vollendet werden konnten. Otto Sigismund
v. Treskow beauftragte Schinkel in der Zeit 1829-1833 mit Entwürfen
für die Ausmalung der Decken im ersten Stock des Hauses und
für neue Treppengeländer aus der Berliner Eisengiesserei.
Schinkel lieferte die Entwürfe von Berlin aus: die gemalten
Kassettendecken erinnern ihren Details an ähnliche Deckendekorationen
im Berliner Prinz-Albrecht-Palais, dem alten Museum und dem Palais
des Prinzen Karl. Obwohl Nachweise fehlen, ist davon auszugehen,
dass Schinkel während seiner Dienstreise im Sommer 1834 nach
Posen auch die Umsetzung seiner Entwürfe in Owinsk inspizierte.
Das Schloss in Owinsk nimmt architekturgeschichtlich eine Sonderrolle
ein, da es das erste eigenständige Werk des 23-jährigen
Schinkels nach seiner Italienreise war, und zudem noch vervollständigt
wurde, als Schinkel sich auf dem Höhepunkt seiner Karriere befand.
Schwere frühklassizistische Bauten in der Manier des Lehrmeisters
David Gilly – wie die Brauerei und die Stallungen von 1801– stehen
hier neben dem nachträglich vorgesetzten italienischen Säulenvorbau
mit Mittelrisalit von 1806 und den Deckengestaltungen der 1830er
Jahre. Obwohl das Schloss bereits seit den 1970er Jahren unter Denkmalschutz
steht, wurde der Bausubstanz in den 1990er Jahren schwer zugesetzt.
Gegenwärtig ist das Haus verschlossen und wartet auf eine angemessene
Nutzung. |
Von der
Politik hielt Otto Sigismund sich zeitlebens fern. Der Bruder Wilhelm
saß als Stadtrat der Stadt Posen 1854-1860 im Preussischen
Herrenhaus, der Bruder Heinrich war 1847 Mitglied des Preußischen
Vereinigten Landtags. Otto Sigismund vertrat als Landschaftsrat des
Kreises Posen vornehmlich die Interessen seiner eigenen Gutsherrschaft.
Nicht nur in ästhetischen, sondern vor allem auch in privaten
Dingen bewies er Selbstbewusstsein. Gegen alle Konventionen seiner
Zeit und seiner Familie heiratete er 1835 die mittellose 17-jährige
katholische polnische Vollwaise Jozefa Koperska, die Tochter seines
ehemaligen Gutspächters in Lagiewniki. Jozefa war von den Nonnen
des Klosters Owinsk erzogen worden und mit sechzehn Jahren, offenbar
schon guter Hoffnung, auf Kosten des Gutsherrn auf ein Schweizer Pensionat
geschickt worden. Innerhalb der Familie kam es zu größeren
Verwerfungen, da die Geschwister die Heirat als unzumutbare Mesalliance
betrachteten. Die Gemüter hatten sich zwar wieder beruhigt,
nachdem der König Friedrich Wilhelm IV. im Juli 1842 in Owinsk
zum Frühstück vorfuhr und sich die inzwischen konvertierte
22-jährige polnische Gutsherrin mit ihren sechs Kindern vorstellen
liess, doch Otto hatte die moralischen Vorhaltungen satt. Im Winter
1842/43 sah er sich im Riesengebirge um und entschied sich spontan
zum Kauf des Guts Niederbaumgarten, wo er 1844-1846 ein neues Schloss
im neugotischen Stil errichten liess. Sein ursprünglicher Plan,
alle Owinsker Güter zu verkaufen und ganz nach Schlesien überzusiedeln,
kam allerdings nicht mehr zur Ausführung.
Literatur:
Eva Börsch-Supan: Karl Friedrich Schinkel, Lebenswerk,
Bd. 18: Die Provinzen Ost- und Westpreussen und das Großherzogtum
Posen, Berlin 2003, S. 148 ff.
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