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Alles erfunden > Filme, Comic,
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Neben den historisch
verbürgten
Familienmitgliedern gibt es eine Vielzahl von literarischen
Gestalten und Filmfiguren gleichen Namens, teils mit Bezug
zu tatsächlichen
Vorbildern, teils vollständig aus dem Reich der Phantasie
entsprungen. Einen Anfang machte Karl May 1877 und 1878 mit
seiner Erfindung des
Polizeileutnants Richard v. Treskow und seiner schönen
Schwester Adele: beide gehören zum Personal der Erzählung Auf
See gefangen,
die später auch unter
dem Titel Winnetou
und der Detektiv erschien.
Treskow („kein Westmann, aber ein Gentleman ... von Erfahrung,
kenntnisvoll und doch dabei bescheiden“) soll den Mord
an einem Berliner Juwelier aufklären, gerät hierbei
nach Amerika, trifft dort auf Winnetou und bringt diesen schliesslich
heim an die
Spree. Richard v. Treskow tritt 1894 noch in den Bänden
Old Surehand II und III auf, hier allerdings nur als Randgestalt.
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Der
Sprung in die Weltliteratur ist nicht gelungen, aber beinahe wäre
es soweit gekommen. Als Theodor Fontane 1889 seine ersten Entwürfe
für den
Roman Effi Briest niederschrieb,
sollte die Heldin zunächst Betty v.
Treskow heissen. Nachdem dies verworfen wurde, taufte er Effis
späteren
Ehemann Hugo v. Treskow, doch auch daraus wurde in der Endfassung
Gert v. Innstetten. Im Stechlin wird
die Friedrichsfelder Gutsherrin Adelheid v. Treskow zwar als „reizend“ erwähnt,
aber nicht namentlich genannt. So blieb es hier also beim guten
Vorsatz. Eduard
v. Keyserlingk liess 1914 in seiner 1980 verfilmten Erzählung Am
Südhang einen Oberstleutnant
v. Treskow auftreten, auch dieser ein typischer Vertreter
des Keyserlingkschen Personals: „Alle Menschen
in der Welt dieser Geschichten warten, warten aus etwas, das kommen muß,
warten auf das Leben oder, wenn darauf keine Hoffnung mehr ist, auf das
Ende". |
Eine preussische
Posse noch vor Kriegsbeginn war die 1936 erschienene Erzählung Der Maulkorb von
Heinrich Spoerl. Der Staatsanwalt Herbert v. Treskow ermittelt
hier in einer Majestätsbeleidigung
gegen sich selbst und führt den preussischen Gehorsam ad absurdum,
während seine Frau Elisabeth und seine Tochter Trude mit Kunst und
Liebe gegensteuern. Der Maulkorb war als Roman und als Theaterstück
sehr erfolgreich, zudem wurde er zweimal verfilmt: 1938 u.a. mit Will
Quadflieg und Elisabeth Flickenschildt sowie 1958 von Wolfgang Staudte
mit O.E. Hasse und Hertha Feiler. Der Staatsanwalt v. Treskow und seine
Frau Elisabeth waren keine ganz freien Erfindungen: Spoerl hatte bereits
1932 unter seinem Namen den von Hans Reimann geschriebenen Roman „Die
Feuerzangenbowle“ veröffentlicht, den Reimann nach einem Aufenthalt
bei dem befreundeten Albrecht v. Treskow konzipiert hatte. Reimann berichtet
hierüber 1959 in seinen Memoiren „Mein Blaues Wunder“: „Jedenfalls
bestand ich darauf, dass wir zeitgemäß bleiben. Darum bat
ich meinen alten Freund Albrecht von Treskow, der jetzt als Landrat in
Freystadt (Niederschlesien) amtete, beim Direx eines in seinem Machtbereich
liegenden Gymnasiums zu veranlassen, dass ich inkognito eine Zeitlang
hospitieren dürfe. Dies in die Reihe
zu bringen, war für Treskow ein Kinderspiel. So schnürte ich
mein Ränzel und mimte in Neusalz an der Oder einen Herrn von mittleren
Jahren, welcher das Abitur nachholen will, um studieren zu können.
Frau von Treskow war eine Gruschwitztochter aus Neusalz, wo sich die
Leinenzwirnfabrik befand und auch die Penne, deren ich bedurfte. Der
Direx zeigte sich äußerst entgegenkommend, instruierte die
Lehrer (unter Verschweigung des wirklichen Sachverhalts), ich bekam
im Hintergrund ein Bänkchen für mich, frischte Erinnerungen
auf, lernte etliches hinzu und formte aus dem Exposé einen Roman,
den ich daheim (anschließend an meinen Aufenthalt in dem Oderstädtchen)
binnen drei Wochen zu Papier brachte.“ Der
Roman erschien schliesslich 1932 bei Droste in Düsseldorf und wurde 1933 mit Heinz Rühmann
verfilmt.
Albrecht v. Treskow war vor 1933 im höheren Polizeidienst des
preussischen Innenministeriums tätig und hatte einiges in der
Weimarer Polizei-Fachpresse veröffentlicht. So ist es vielleicht
nicht ganz zufällig, dass Friedrich Franz v. Unruh in seiner 1952
erschienenen Erzählung Treskow die inneren Konflikt eines Vorgesetzten
im Polizeidienst schilderte. Es gab zudem 1854 eine Eheschliessung
zwischen Klara v. Treskow aus Wierzonka und Karl v. Unruh. Eine weitere
Konnotation war zudem das 1922 erschienene Buch des Berliner Kriminalkommissars
Hans v. Tresckow „Von Fürsten und anderen Sterblichen“.
Der Erinnerungsband wurde schnell berühmt, da Tresckow darin erstmals
in größter Ausführlichkeit die Hintergründe der
Affären Krupp und Eulenburg schilderte. |
Aber auch der Filmstoff blieb nicht aus: 1958 kam der in West-Berlin gedrehte Film Mädchen in Uniform (Bild links) in die Kinos, mit Lilli Palmer, Therese Giehse und Romy Schneider in den Hauptrollen. Der Stück basierte auf dem Bühnenstück von Christa Winsloe aus dem Jahr 1930, neu hinzuerfunden war jedoch die Rolle der Alexandra v. Treskow, verkörpert von der französischen Schauspielerin Danik Patisson. Thema des Films ist die Unmöglichkeit einer Liebe zwischen einer Lehrerin und ihrer Lieblingsschülerin, eingeengt im stumpfen Korsett eines preussischen Internats, dessen Wahlspruch das Bismarck-Zitat war: „Wir sind nicht auf der Erde, um glücklich zu sein und zu genießen, sondern um unsere Pflicht zu tun." Der Konflikt endet in einem Selbstmordversuch und in der Einsicht, dass in der jungen Bundesrepublik viele der übernommenen Traditionen und Vorurteile auf den Prüfstand gestellt werden müssen.
Mit preussischen
Stereotypen spielte auch jenseits der Mauer der Mosaik-Verlag:
seit 1963 erschien in der
DDR die sogenannte Treskow-Meinrath-Serie (Bild rechts), ein Comic um den Major
Eitel-Egbert v. Treskow und seine Gattin Berthulda. Treskow ist Major
und Chef der
preußischen Spionageabwehr, sein Gegenspieler ist der finstere
Oberst Meinrath. Als strammer Gardeoffizier spricht Treskow stets
im militärischen Tonfall mit typischem Berliner Dialekt. Ein
besonderes Kennzeichen ist sein Monokel. Mit seiner Inkompetenz wird
er zur Spottfigur
eines Offiziers. Die Serie ist im Berlin der Jahre 1840-1860 angesiedelt,
doch es ergeben sich immer wieder Anlässe für ausgedehnte
Reise quer durch Europa mit und ohne Verkleidung. Bis heute hat die
alte Comic-Serie ihren Kultstatus behalten. Die Namenswahl des Comic-Helden war allerdings kein reiner Zufall: das Mosaik-Kollektiv um Hannes Hegen arbeitete in Berlin-Karlshorst. Im
Internet gibt es eine eigene Fanseite unter:
https://mosapedia.de/wiki/index.php/Treskow. |
Im Jahre 1985 sorgte der Fernseh-Mehrteiler Morenga für leergefegte
Strassen: Der Film von Uwe Günther nach dem gleichnamigen Roman
von Uwe Timm lief 1985 im Wettbewerb der 35. Internationalen Berliner
Filmfestspiele. Jacob Morenga, 1885 als Sohn eines Nama-Vaters und einer
Herero-Mutter geboren, gehört zu den großen historischen Persönlichkeiten
der Geschichte Namibias. In Europa erzogen, kennt das Denken der Europäer
und mit diesem Wissen und einigem militärischen Geschick wird er
bald zum Anführer des Hottentotten-Aufstands in "Deutsch Süd-West“.
Er bildet kleine Einheiten Aufständischer, die nach Guerillataktik
zuschlagen. 1905 fügt er den Kolonialtruppen eine gewaltige Niederlage
zu, die auch andere Kolonialmächte verunsichert. Tobias Hoesl spielt
in „Morenga“ den fiktiven Leutnant v. Treskow, für den
es allerdings reale Vorbilder gab: Wilhelm R. Schmidt erwähnt in
seinem 2006 erschienenen Erinnerungsbuch „Als Telegrafenbauer in
Deutsch-Südwest“ die Feldkompanie des Hauptmanns v. Treskow,
mit er im August 1906 an einer Wasserstelle campierte. Auch in dem Memoirenband „Erlebnisse
des Deutschen Reiters Albin Freier“ (1939) ein Rittmeister v. Treskow
auf, der in der Kolonie Süd-West stets dadurch aufgefallen ist,
dass er in volltrunkenem Zustand durch das Missionsgebäude geritten
ist. Und ganz konkret war Ernst v. Treskow 1890/91 als deutscher Generalkonsul
im britischen Kapstadt mit den Problemen der deutschen Nachbarkolonie
befasst.
Ganz neue Klischees bediente hingegen 1996 Mario Adorf als BND-Agent Jo Tresko
in seinem dreiteiligen Fernsehfilm Der Maulwurf.
Trotz der merkwürdigen Schreibweise wird schnell klar, auf welche realen
Vorbilder hier Bezug genommen wird. Adorf selbst erklärte in einem Interview: „Tresko
ist ein Querdenker, er steht mit dem Beamtentum auf Kriegsfuß, ein Anti-Preuße.
Er ist nicht gewalttätig, tötet nur, um andere zu verteidigen, er ist
stilvoll und geistreich.“ Soso. Im gleichen Jahr, 1996, erschien
ein weiterer Thriller, Katrin Mackowskis Rosa spielen:
hier darf sich der Anwalt Gottlieb v. Treskow in eine junge Frau verlieben und
eine mysteriöse Mordserie aufklären: eine nach Verlagsangabe „lakonische
Geschichte über den Liebeswahn und seine Inszenierungen, über Anwandlungen
und Verwandlungen“. Vorläufiger Höhepunkt der literarischen
Widergänger ist zweifellos die Rolle des Marc Treskow in der seit 2006 ausgestrahlten
ARD-Endlosserie Rote Rosen. Über
300 Folgen lang durfte er um Glück und Liebe kämpfen, dann liess man
ihn 2008 nach einem Flugzeugabturz für tot erklären. Ein echtes Ende
ist, hier wie dort, nicht in Sicht. |
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